TWANNBERG-METEORIT


VORGESCHICHTE 1984 - 2007



Der Twannberg Meteorit ist der Meteorit mit der bisher grössten Masse die in der Schweiz gefunden wurde. Er ist einer der acht bis heute bekannten Schweizer Meteorite.

Das erste Stück (TW1; 15.9kg) wurde am 9. Mai 1984 auf der Gruebmatt von Margrit Christen beim Pflügen eines Ackers gefunden. Im Jahr 2000 fand Marc Jost ein weiteres Fragment auf einem Estrich in einem alten Haus im Dorf Twann (TW2; 2.2kg). Im Jahr 2005 fand man ein weiteres Stück (TW3; 2.5kg) in einer alten Mineraliensammlung des ehemaligen Museum Schwab. Dieses Stück wurde irrtümlich als „irdisches“ Gestein (Eisenglanz) gehalten, das Naturhistorische Museum in Bern testete den Stein und es stellte sich heraus, dass es sich ebenfalls um ein Fragment des Twannberg Meteoriten handelt. Im Jahr 2007 wurden 3 weitere Fragmente im Twannbach beim Goldwaschen gefunden. Die bis ins Jahr 2007 gesammelten Massen haben ein Gewicht von ~20.7 kg und befinden sich mehrheitlich in der Sammlung des Naturhistorischen Museums der Burgergemeinde Bern.

Beim Twannberg Meteoriten handelt sich um den einzigen bisher in Europa entdeckten Eisenmeteoriten der seltenen Klasse IIG.

Aufgrund der neuen Funde hat sich die Gesamtzahl bis August 2016 auf annähernd 600 Stücke erhöht. Das Gesamtgewicht der Funde beläuft sich heute auf gute 73 kg. Dies entspricht einem Würfel von ca. 22 cm Kantenlänge.



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TWANNBERG-METEORIT 2010 - 2016

 

Da man davon ausging, dass von diesem Meteoriten noch mehr Fragmente zu finden sind, wurde ein Suchteam unter der Leitung von Prof. Dr. Beda A. Hofmann, Konservator der Abteilung Erdwissenschaften des Naturhistorischen Museums Bern, zusammen-gestellt.

Das Team führte bis heute mehrere Suchaktionen durch, welche sich zum Teil über Wochen erstreckten. Gesucht werden darf nur unter gewissen Auflagen und mit einer offiziellen Bewilligung (Archäologischer Dienst des Kanton Bern). Auf dem Twannberg befinden sich zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe und einige Gebiete stehen unter Naturschutz. Einige der Teammitglieder verbrachten in den vergangenen Jahren Wochen, wenn nicht Monate mit der Suche nach weiteren Fragmenten.

Die Geduld und Ausdauer hat sich gelohnt. Inzwischen wurden knapp 600 Fragmente gefunden. Das Suchgebiet erstreckt sich über mehrere Kilometer und liegt zum Teil in bewaldetem Gebiet und an Steilhängen, was die Suche nicht erleichtert.

Die gefundenen Stücke liegen meist unter der Erde und ein Metalldetektor ist unabdingbar um diese zu finden. Einige Stücke wurden nur gerade in 10 bis 15 cm Tiefe entdeckt, andere lagen aber bis zu 40 cm im Erdreich.


Der Boden im Suchgebiet ist mit Jurakalkstein und/oder Wurzeln durchsetzt, was das Graben an gewissen Stellen zu einem Albtraum macht.


Jeder gefundene potentielle Meteorit muss genau dokumentiert werden (Name des Finders, Datum, Uhrzeit, Tiefe des Fundes und GPS-Koordinaten). Danach ist der Fund dem Naturhistorischen Museum in Bern zu übergeben, welches ihn testet. Stellt sich heraus, dass es sich tatsächlich um einen Twannbergmeteoriten handelt, so wird dieser in den Fundkatalog aufgenommen und er erhält eine Nummer (fortlaufend).


Das Museum Bern hat ein prozentuelles Anrecht auf jeden gefundenen Meteoriten. Es sind dies, abgestuft nach Grösse des Meteoriten, ca.10 Prozent und kann aus der entsprechenden Tabelle der Bewilligung entnommen werden.


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METEORITENSUCHE



Nachdem ich von den Suchaktionen schon längere Zeit wusste und vor zwei Jahren an mehreren Tagen teilnahm, damals noch ohne eigenen Metalldetektor, erhielt ich im März 2016 die Chance ebenfalls ins Suchteam aufgenommen zu werden. Dieses besteht in der Zwischenzeit aus über 20 Mitgliedern. Ich erwarb meinen eigenen Metalldetektor und bis heute war ich ungefähr zehn Mal suchen.


Im Durchschnitt gräbt man bis zu 100 Löcher um nebst dem ganzen Eisenschrott einen einzigen Meteoriten zu finden. Nachdem ich nur von Pech verfolgt war und meine Kollegen im selben Gebiet über 20 Fragmente fanden, suchte ich ein paar Tage später erneut im gleichen Gebiet. Am Freitag, 29. April 2016 um genau 15.00 Uhr, war es dann soweit. Ich fand in nur ungefähr 15 cm Tiefe einen 15 g schweren Twannbergmeteoriten. Mein erster Meteoritenfund überhaupt. Weitere drei gefundene Stücke waren leider keine Meteoriten, auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein machte. Der Nickeltest im Museum in Bern zeigte für alle drei Funde ein negatives Resultat. Twannbergmeteoriten haben einen sehr geringen Nickelanteil von ca.4.5 Prozent, enthält das Fundstück jedoch keinen Nickel, handelt es sich um ein irdisches Eisenstück. Im Zweifelsfalle erlaubt ein Sägeschnitt tiefergreifende Tests.


Auch wenn es bis heute für einen weiteren Fund noch nicht gereicht hat, bin ich trotzdem sehr glücklich und dankbar, überhaupt einen Meteoriten gefunden zu haben. Die Suche ist noch nicht abgeschlossen und ich werde mich in den nächsten Wochen bestimmt noch mehrere Tage auf Suche begeben.


15.4 g - own find
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WEITERE ÄRCHÄOLOGISCHE FUNDE UND „EISENSCHROTT“

 

Es ist kaum vorstellbar, was sich alles über hunderte von Jahren in einem von Landwirtschaft geprägten Gebiet an Eisenschrott im Erdreich ansammeln kann. Neben den Meteoriten wurden in den letzten vier Jahren über fünfhundert Kilo Eisenschrott ausgegraben. Von Ochsenschuhen, Kuhglocken, Nägel, über Werkzeuge, Stacheldraht und vieles mehr.


Auch stellte sich bei der Durchsicht der Nebenfunde heraus, dass sich darunter einige römische und sogar keltische Artefakte befanden.


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SONDERAUSSTELLUNG IN BERN



Nachstehend einige Bilder und Impressionen von der Eröffnung (Vernissage) am Donnerstag, 18. August 2016 im Naturhistorischen Museum Bern.


Ein wirklich toller und erfolgreicher Anlass. Nach den offiziellen Medienterminen, trafen sich am Abend zahlreiche beteiligte Meteoriten-Sucher und geladene Gäste zur offiziellen Eröffnung. Nach einer kurzen Vortragsreihe gab es ein Apèro-Buffet, an welchem der mit einem Meteoritenfragment (TW89) gekelterte Meteoritenwein ausgeschenkt wurde (siehe unten).


Die Sonderausstellung ist ab 19. August 2016 bis am 20. August 2017 für die Öffentlichkeit zugänglich. Weitere Informationen dazu finden Sie hier:


www.twannbergmeteorit.ch


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Weitere Bilder

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TWANNBERG METEORITENWEIN


Im Dezember 2015 hatte man die Idee, im Zusammenhang mit den Twannbergfunden etwas Spezielles zu erzeugen. Der Weinbauer und gute Freund Adrian Klötzli aus Twann stellte sich zur Verfügung, einen speziellen Wein zu keltern.


In ein mit 230 Litern gefüllten Barriquefass wurde der Meteorit TW89 (166g) für mehrere Monate eingelegt, um dem Weisswein (Chasselas) eine spezielle „Note“ zu verleihen. Eine eigens für die 300 nummerierten Flaschen gestaltete Etikette wurde entworfen. Ein auf dem Weinfass angebrachtes Zertifikat bestätigte die „Echtheit“ des Meteoriten. Wer gerne Wein geniesst, ist übrigens beim erwähnten Weinbauer aus Twann an der richtigen Adresse. Die Weine von Adrian Klötzli kann ich wirklch weiterempfehlen. Er ist einer der besten Adressen, wenn es um Bielersee-Weine geht. Weiter Informationen zu seinem Betrieb finden Sie hier:


www.kloetz.li


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TWANNBERG FREUNDE

 

Nach anstrengenden Suchtagen oder auch an speziellen Anlässen, alle im Zusammenhang mit dem Besuch zahlreicher Meteoritensucher aus aller Welt, musste natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt werden. Hier einige Bilder mit weiteren Beteiligten, auf dem Twannberg oder am Ufer des Bielersees. Die internationalen Sucher stammen u.a. aus Deutschland, Marokko, Tschechien, Russland, USA, Schweden, Polen und Uruguay :-). Wie das in der Meteoriten-Szene so üblich ist: eine sehr internationale und weltoffene Angelegenheit.



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TWANNBERG LANDSCHAFTS IMPRESSIONEN


Der Twannberg liegt oberhalb des Dorfes Twann, Kanton Bern, in einem für seine Weine bekannten Gebiet am Ufer des Bielersees, zwischen den Städten Biel/Bienne und Neuchâtel.


Das Gebiet im Süden des Jura ist für seine landschaftliche Schönheit bekannt und ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel. Nachstehend einige Impression davon. Ein Ausflug auf den Twannberg und/oder den Mont Sujet (Spitz) lohnt sich auch ohne Metall-Detektor. Weitere Information finden sie hier:


www.biel-seeland.ch


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TWANNBERG-METEORIT BUCH

(mit englischer Einleitung)


Die Twannberg-Meteoritensuche ist einmalig in der Geschichte der Schweiz, wenn nicht sogar Europaweit. Um dieser Tatsache gerecht zu werden, wurde ein über 100 Seiten umfassendes Buch verfasst. Dieses ist ab sofort erhältlich.


Die gesamte Twannberg-Meteoritengeschichte wird darin abgehandelt. Das Buch enthält zahlreiche Bilder, zudem die GPS Koordinaten, Nummern und Gewichte aller bisherigen Funde (Fundkatalog).


Das Buch kann hier bestellt werden:


DER TWANNBERG-EISENMETEORIT (Funde 1984 - 2016)


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TWANNBERG-METEORIT MUSEUM-POSTER

(auf Anfrage erhältlich)

CHF 40.-- plus Versandkosten




und die Suche geht weiter ...




Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung der Beteiligten

Copyright: saharagems